Paderborn

Paderborn
Paderbọrn,
 
1) Kreisstadt in Nordrhein-Westfalen, 120 m über dem Meeresspiegel, am Südostrand der Westfälischen Bucht, am Westfuß des Eggegebirges, an den (über 200) Paderquellen, 144 000 Einwohner; Universität - Gesamthochschule (1972 gegründet). Paderborn ist katholischer Erzbischofssitz mit Theologischer Fakultät (1614 mit Jesuiten-Universität gegründet, 1819 als Universität aufgehoben), Fachhochschule der Wirtschaft und Abteilung der katholischen Fachhochschule Nordrhein-Westfalen, es hat Museen (u. a. Heinz-Nixdorf-Museumsforum), Bibliotheken (u. a. Erzbischöfliche Akademische Bibliothek), Archive, Landgericht, Blindenschule, Kammerspiele sowie zahlreiche Fachschulen. Paderborn ist Zentrum des (vorwiegend agrarisch) Umlands mit vielseitiger Industrie (Computertechnik, Maschinenbau, Ausbesserungswerk der Deutschen Bahn AG, Metallverarbeitung, Kunststoff-, Teppich-, Möbel-, Mühlen- und Nahrungsmittelindustrie, Brauerei, Betriebe für Elektrotechnik, Verlage, Druckereien und Papierverarbeitung, Zement- und Kalkwerke); Straßenknotenpunkt.
 
 
Ausgrabungen nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs förderten die Fundamente des ältesten karolingischen Doms sowie Pfalzanlagen aus karolingischer und ottonischer Zeit zutage. Der Dom Sankt Maria, Kilian und Liborius, nach fünf Vorgängerbauten im 13. Jahrhundert als dreischiffige Hallenkirche mit zwei Querhäusern und gerade geschlossenem Ost-Chor errichtet, wurde nach 1945 wieder aufgebaut; der mächtige Westturm (Anfang 13. Jahrhundert) gilt als einer der schönsten (spät)romanischen Türme Westfalens; ausgedehnte Hallenkrypta (um 1100), vielfiguriges Paradiesportal (um 1230/40), zahlreiche Grabmäler, besonders das Epitaph des Fürstbischofs Dietrich von Fürstenberg (1618) von dem Bildhauer Heinrich Gröninger (✝ 1631), ein Hauptwerk des westfälischen Manierismus. Im gotischen Domkreuzgang Maßwerkfenster, darunter das »Dreihasenfenster«, Wahrzeichen Paderborns. Im Erzbischöflichen Diözesanmuseum mit Domschatzkammer (Neubau von G. Böhm, 1969-71) u. a. Imad-Madonna (zwischen 1051 und 1076), silberner Tragaltar der Heiligen Kilian und Liborius des Rogerus von Helmarshausen (um 1100) und der Liboriusschrein (1627). Die kleine byzantinisch-romanische Bartholomäuskapelle neben dem Dom (1017) ist die älteste Hallenkirche Deutschlands. Streng schmucklose romanische Basiliken sind die Kirche des ehemaligen Benediktinerklosters Abdinghof (11./12. Jahrhundert, auf Vorgängerbauten; mit Doppelturmfront und 1023 geweihter Hallenkrypta) und die dem Dom gegenüberliegende Gaukirche Sankt Ulrich (Ende 12. Jahrhundert, mit Achteckturm und Barockfassade von 1746-49); Busdorfkirche Sankt Petrus und Andreas mit 1036 geweihtem Westbau, romanischer Kreuzgang (Anfang 13. Jahrhundert). Barocke Franziskanerklosterkirche Sankt Joseph (1668-71) mit angeschlossenem Klostertrakt, Vorhof mit Brunnen (»Kump«); im Klosterbesitz ebenfalls ein Tragaltar des Rogerus von Helmarshausen. Jesuitenkirche (1682-92) mit mächtiger Barockfassade. Die Weserrenaissance ist vertreten im repräsentativen Rathaus (1613-20) und im vierflügeligen Wasserschloss der Fürstbischöfe (v. a. 16. Jahrhundert; Städtische Galerie) im Stadtteil Schloß Neuhaus.
 
 
Paderborn, 777 erstmals urkundlich erwähnt, wurde 1239 als Stadt genannt und 1294 als Hansestadt bezeugt. Durch Zusammenschluss mit Schloß Neuhaus und sechs weiteren Gemeinden wurde Paderborn 1975 zur nichtkreisfreien Großstadt.
 
 
Die Bau- u. Kunstdenkmäler des Kreises P., bearb. v. A. Ludorff u. a. (1899, Nachdr. 1994);
 L. Maasjost u. Gerhard Müller: P. heute. Geographie, Gesch., Kultur u. Wirtschaft (1985).
 
 2) Kreis im Regierungsbezirk Detmold, Nordrhein-Westfalen, 1 245 km2, im östlichen Westfalen, 288 100 Einwohner. Das Kreisgebiet erstreckt sich vom fruchtbaren östlichen Ende des Hellwegs mit intensivem Getreide- und Hackfruchtanbau über die sandige Senne, das Delbrücker Land, über Eggegebirge und den südlichsten Teil des Teutoburger Waldes auf die verkarstete und daher trockene Paderborner Hochfläche mit überwiegendem Getreideanbau. Die Industrie umfasst Computer- und Elektroindustrie, Maschinen-, Werkzeug- und Stahlbau, Möbelherstellung, Nahrungsmittelproduktion.
 
 3) Erzbistum. Das zunächst von Würzburg betreute Gebiet erhielt 805/806 einen eigenen Bischof. Die Diözese erstreckte sich entlang der Weser, von der Diemel nordwärts bis an die Werre und gehörte zur Kirchenprovinz Mainz. Bedeutendster Bischof des Mittelalters war Meinwerk (1009-36), der den Besitz des Bistums erheblich vergrößerte; im 14. Jahrhundert kamen weitere Erwerbungen dazu (u. a. Büren). 1802/03 fiel das Hochstift an Preußen. Das 1821 als Suffraganbistum von Köln neu errichtete Bistum wurde 1929/30 zum Erzbistum erhoben. Über 60 % des Bistumsterritoriums umfasste das seit 1821 zu Paderborn gehörende Gebiet des ehemaligen Erzbistums Magdeburg (ab 1973 »Bischöfliches Amt Magdeburg«) bis zu seiner eigenen Bistumserhebung 1994. - Erzbischof war von 1974 bis 2002 J. J. Degenhardt. (katholische Kirche, Übersicht)
 
 
H.-J. Brandt u. K. Hengst: Das Erzbistum P. Gesch., Personen, Dokumente (21993).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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